Tag 8: Montag, der 23. September 2019

Feuchtfröhlicher Empfang auf Tintagel Castle

In unserer Reiseplanung gibt es gewisse Orte, die wir uns bei jedem Wetter anschauen wollen, und dazu gehört auch Tintagel Castle.
Freilich kann man sich das vornehmen, aber das letzte Wort haben die Verantwortlichen vor Ort – bei einer Windgeschwindigkeit von mehr als 40 Meilen pro Stunde wird geschlossen und die Besucher herausgebeten. Bei dem Wetter heute machen wir uns ein wenig Sorgen, dass das passieren könnte, und das auch nicht ohne Grund. Dann und wann erscheint ein Mitarbeiter und kontrolliert die Windgeschwindigkeit an einer der höher gelegenen Orte. Ich frage ihn ob wir schon gehen müssen, aber noch ist alles ok.

Was ich über Tintagel Castle zu wissen glaube habe ich – zugegeben – aus Marion Zimmer Bradleys Roman „Die Nebel von Avalon“, und dass ich das Buch gelesen habe ist auch schon ca. 35 Jahre her. Im Gedächtnis geblieben ist mir das wohl realistisch unromantische Bild vom Leben auf einer Burg das die Autorin zeichnet, und an diesem Ort und bei diesem Wetter bekommen wir ein lebendiges Bild davon. Der Wind ist stark und bläst uns den Regen von allen Seiten um die Ohren, mit dem Donnern der Brandung an den Felsen versteht man sein eigenes Wort kaum. Eine Burg, die hier gestanden hat, kann eigentlich nicht wirklich gemütlich gewesen sein.

Der Legende nach soll ja König Artus hier gezeugt worden sein, indem Merlin dem unsterblich verliebten Uther half, die mit einem anderen verheiratete Lady Ygraine zu vergewaltigen, verführen, wie auch immer. Nennt es wie Ihr wollt, die Wahrheit ist sowieso eher genau anders herum: Die Legende, die um ca. 1136 entstand inspirierte den Herzog von Cornwall die Burg zu bauen, die schon seit dem 16. Jahrhundert nur in Ruinen vor uns liegt, weil sie eigentlich nie wirklich strategisch nützlich war. Ob es vorher ein Gebäude gab, das die Legende inspirierte ist nicht sicher.

Wie gesagt kann man heute sowieso nur noch mehr oder weniger in den Ruinen herumspazieren und muss dafür einige Höhenmeter überwinden. Der geneigte Besucher wird über grobe Steinstufen über das Gelände geleitet, mal mit einem hilfreichen Geländer versehen, mal auch nicht. An einigen Stellen vertraut man anscheinend darauf, dass der Wind die Leute nicht zum Abgrund, sondern von ihm weg bläst.

Der Rundweg endet an einer auf lustige Weise mickrigen Ausstellung, die hauptsächlich die Legende wiedergibt und mit ein paar geborgten Ausgrabungsstücken garniert. Im Souvenirladen nebenan gibt es die ganze Bandbreite an „King Arthur Gedächtnis Klimbim“ zu kaufen, von kleinen Ritterfiguren, Kaffeetassen, den obligatorischen Holzschwertern (wer immer die Dinger herstellt, die man in jedem englischen, bayrischen und französischen Schloss kaufen kann muss ein sehr reicher Mann sein) und Mittelalter Versionen von bekannten Gesellschaftsspielen wie Monopoly, Risiko, Trivial Pursuit, und sogar einer Rittervariante von „Dr. Bibber“, die uns schmunzeln lässt aber doch keinen Kaufreiz auslöst.

Wegen des Sauwetters nehmen wir den Landrover Service, der uns bequem und fix wieder von der Ruine zum Ort zurückbringt. In dem Ort Tintagel finden sich einige richtig urige kleine Läden, und wenn wir nicht bis auf die Haut nass wären hatten wir uns dort noch intensiver umgesehen.

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