Lindisfarne

21.09.2023

So am Donnerstag war es endlich so weit, wie einst die Wikingerhorden wollten wir auf Holy Island einfallen und das Kloster Lindisfarne „besuchen“.

Die Fahrt ist recht weit (etwas über 100 Meilen, also 160 km) und die Überfahrtzeiten über den Causeway sind tidenbedingt zeitlich begrenzt, so dass wir uns früh auf den Weg machten um entsprechend „pünktlich“ anzukommen. Die Fahrt selbst war zwar anstrengend, da der zweispurige Motorway ab und an recht unvermittelt in Kreisverkehren endet, einspurig wird oder Ausfahrten (und entsprechende Einmündungen auch von der falschen Seite, also der Überholspur aus) hat.

Das eigentliche Abenteuer begann aber erst, als ich nach dem letzten Parkplatz vor dem Causeway suchte. Bei Googlemaps und auch in der Navisoftware war er direkt vor dem Beginn eingezeichnet. Wie wir hinterher feststellten war damit wohl die Verbreiterung der Straße gemeint, in der ca. 4 Autos eng am Rand stehend den Verkehr nur gering beeinträchtigen würden. Ich hingegen dachte es wäre die direkt daran anschließende Salzwiese gemeint auf die ich auch gutgläubig fuhr. Direkt nach dem Auffahren war klar, dass das keine gute Idee war und ich versuchte zu wenden um zurück zu einer sichereren Parkmöglichkeit zu fahren. Leider übersah ich dabei ein tiefes Schlickloch in das unser linkes Hinterrad geriet und ich uns festfuhr. Obwohl unser Auto ja ein Kodiaq RS ist – RS steht für Ralley Sport – hat er keine Möglichkeit mehr eine Differentialsperre einzuschalten (der rote Superb RS hatte die noch). Lange Rede kurzer Sinn: Wir steckten fest. Dankenswerter Weise hat sich noch in den Überlegungen, wie man jetzt an einen britischen ADAC Ersatz kommt ein super netter Mensch angehalten und gefragt, ob er uns mit seinem Jeep Defender schnell herausziehen soll. Es schloss sich eine etwas hecktische Suche nach dem Aufbewahrungsort des einschraubbaren Abschlepphaken an, der sich unter einer ansonsten leeren Klappe im unerreichbarsten Teil der Kofferraums befindet. Aber die englische Familie war so nett diese Suche abzuwarten und unsere Rettung nicht auf den Rückweg zu verschieben 😉

Geparkt haben wir anschließend bei einem Restaurant, wo am halben Parktplatz groß „nur für Gäste“ plakatiert ist… an der anderen, hinteren Hälfte aber nicht. So sattelten wir unsere Drahtesel und begaben uns auf die 10km Strecke über den Damm nach Lindisfarne. Von den 10km führen ca. 7 über freie Fläche an und davon 2km direkt über das Wattenmeer (ja, auch hier im Norden Englands ist das ein Wattenmeer). Die fahrt ist mit dem Rad an sich ziemlich malerisch und toll, aber da es der erste Tag mit gutem Wetter und brauchbaren Ebbezeiten war, war der Andrang entsprechend groß und es gab vor dem großen Parkplatz auf der Insel einen ziemlich langen Stau, bei dem auch wir auf den Räder oft absteigen mussten. Denn auch die Richtung von der Insel herunter wurde befahren, die Bewohner müssen anscheinend auch ab und an Besorgungen machen 😉 

Hinter dem Parkplatz dominierten dann Fußgängerhorden das Straßenbild so dass Fahradfahren auch eher einem Spißrutenlauf glich, auch weil sehr viele Hunde an Leinen mitgeführt wurde, die sich aber natürlich beschnuppern wollten aber von den meisten Besitzern auseinander gehalten wurden.

Der Friedhof der heute noch betriebenen Kirche St. Mary the Virgin und die Kirche ist schön, die Ruinen des Klosters liegen direkt daneben, vom Friedhof aus ist auch ein toller Blick über die Ruinen mit der Burg am anderen Ende der Bucht. 

Das Kloster ist 634 von St. Aiden, von dem auch eine Statue neben der Kirche (ebenfalls im 7. Jarhhundert erbaut, aber im 19. wieder aufgebaut) zu finden ist, gegründet worden. Von 684 bis 686 war der Heilige St. Cuthbert Bischof von Lindeisfarne, er ist einer der meist verehrten Heiligen der britischen Inseln.

Am 8. Juni 793 begann die Wikinger-Ära mit dem Überfall auf die Abtei Lindisfarne. Fast dreihundert Jahre (bis 1066) sollte ab da der Anblick der Langschiffe Angst und Schrecken an den Küsten Europas verbreiten. Bei uns sorgen nur die Besucherhorden für Angst und Schrecken. So bewunderten wir die Reste der Abtei nur von außen und auch das Abteimuseum schenkten wird uns (was uns 20GPB einsparte), stattdessen schauten wir uns den kleinen hübschen Hafen an, von dem man auch nochmal einen netten Blick auf die Abteiruine und die Burg hat. 

Einen mittelmäßigen Espresso – nachdem man zu dem sehr sehr netten aber eher unfähigem Personal in dem Café vorgedrungen war – später sind wir dann im Slalom herüber zur Burg gefahren, dort haben wir auch kurz die nette Familie von morgens getroffen, die uns den wohlverdienten Rat gegeben hat auf der Straße zu bleiben und nicht auf den Rand zu fahren… 

Den Weg hoch zur Burg haben wir uns aber wiederum gespart, weniger wegen dem auch hier happigen Eintrittsgeld (ebenfalls 10 GBP pro Person) aber wegen der Menschenmenge und der fehlenden Fahrradabstellmöglichkeiten.

Der Rückweg über den Damm war dann für uns untrainierte dicke Menschen schon eine ziemliche Herausforderung, da der Wind inzwischen ziemlich aufgefrischt hatte und uns die ganzen 7km mit 30km/h entgegen blies. Aber wir waren tapfer und sind wohlbehalten am Auto wieder angekommen.

Auf der langen Rückfahrt haben wie dann noch am Angel of the North in Newcastle upon Tyne haltgemacht, auch einer der Fotopunkte die ich unbedingt ansteuern wollte. Und die weite Fahrt nach Newcastle werden wir uns in unserer zweiten Woche wohl sparen, wir haben noch genug was wir uns hier in der Nähe unserer entzückenden Unterkunft anschauen wollen.


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